Was ist Eurythmie?

Was ist Eurythmie?

Eurythmie entstand zur gleichen Zeit wie die expressiven Ausdrucksformen Rudolf von Labans und die Rhythmische Gymnastik nach Emile Jaques-Dalcroze. Die Eurythmie geht über diese Ansätze hinaus, sie arbeitet umfassender mit den schöpferischen, gestaltbildenden Kräften der Sprache und der Musik.

„Die Kunst ist eine Vermittlerin des Unaussprechlichen“
Johann Wolfgang Goethe

Heute im 21. Jahrhundert stellt sich die Frage, wie ich selbst schöpferisch werden kann. Dazu braucht es zunächst Begeisterung für neue Wege, für eine neue Bewegungskunst und Vertrauen lernen in die eigenen Fähigkeiten.

Der Leib als Instrument der Seele

Um dem geistig-seelisch Erlebten Ausdruck zu verleihen, muß der eurythmische Künstler sich wandeln können und die Übergänge zwischen Geist, Seele und Körper empfinden lernen.

Eurythmie und die menschliche Seele

Die Digitalisierung der Welt, die die Seele und den Körper des Menschen tendenziell verfestigt, mechanisch macht, erfordert einen starken Ausgleich.

Eine Befreiung von der Verhärtung, Verödung und Vereinsamung. Ein sich Erheben und Weiten, das dann zum geistigen Gestalten führen kann.

Der Eurythmisierende schöpft und schafft innere, lebendige farbige Bilder und kann diesen sichtbaren, bewegten Ausdruck verleihen. Eurythmie durchseelt das Geistige und machte es sichtbar.

Es ist eine Hinwendung und Verbindung zur eigenen Seele und den schöpferischen Kräften und Mächten der Welt.

Eurythmie ist auch eine soziale Kunst, die im gemeinsamen freudigen Gestalten lebt.

Was ist Eurythmie noch?

Intuition – Inspiration – Imagination

Nehmen Sie einmal {…} das Gedicht – das Gedicht, wie es bloß in der Seele lebt. Wenn der Mensch sich ganz innerlich identifiziert mit dem Gedicht, {…} dass er gar nicht mehr die Worte braucht, sondern die Empfindungen hat und diese Empfindungen in der Seele erleben kann:
Es ist Intuition.

Nehmen wir an, er kommt jetzt dazu, das Gedicht zu rezitieren {…}.

Er versucht, in dem Vokalklang, in der Harmonie, in dem Rhythmus, in den konsonantischen Bewegungen, im Tempo, im Takt und so weiter, in der Sprache {…} das zum Ausdruck zu bringen, was in der Empfindung liegt: 

Es ist Inspiration.
….
 Jetzt lassen wir es hinuntersinken in die menschlichen Gliedmaßen, so dass der Mensch {…} das zum Ausdrucke bringt, was Sprache ist, dann haben wir im eurythmisierten Gedicht das dritte Element: 
Die Imagination.

aus Rudolf Steiner: Eurythmie – Die Offenbarung der sprechenden Seele. Rudolf Steiner Verlag. Dornach 1999

Weitere Literatur:

Dietmar Ziegler: Herkunft und Zukunft der Eurythmie als Bühnenkunst.
in
Dagmar Ellen Fischer/Tom Hecht (Herausgeber): Tanz, Bewegung & Spiritualität / dance, movement & spirituality.
Henschel Verlag. Leipzig 2009.